Vereinsarbeit attraktiv machen: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“
Bocholt. Wie kann die Vereinsführung zukunftsfähig aufgestellt werden? Wie können Klubs wirkungsvoll auf den Generationenwechsel reagieren? Mehr als 40 Mitglieder von Vereinsvorständen wollten neue Ideen und Inspirationen kennenlernen. Sie folgten einer Einladung der Stadt Bocholt zum Workshop Personalentwicklung für Vereinsvorstände.
Moderator Heinz Janning (option BE, Bremen) verstand es bestens, die bunt gemischte Riege aus Vereinsvorständen in Bocholt nicht nur zu informieren und zu unterhalten, sondern auch, diese zum Mitmachen zu bewegen.
In Bremen heißt es: Das geht nicht. In Bocholt: Das geht doch
Mit zwei Karikaturen von Uli Stein und GUNGA, die er verteilte, forderte er zu einem Perspektivwechsel auf. Es gehe nicht um die eigenen Sichtweise, sondern um die des Ehrenamtlichen, der als Mitarbeiter zu gewinnen sei. Jannina: „In Bremen habe ich oft gehört, das geht nicht“, sagte Janning und bekam sofort einen Widerruf: „In Bocholt geht das doch.“
Köder, Fisch und Angler
„Ich habe es schmerzhaft selber erlebt, wie es aussehen kann, wenn man Dinge nur von seiner eigenen Warte anschaut“, berichtete Janning, „ich habe mal einen Flyer erstellt, von dem ich selber begeistert war. Was an Resonanz dabei herausgekommen ist, können Sie sich vorstellen.“ Sei man so verstrickt in seine eigene Welt sei, sehe man die andere wichtige Seite nicht. „Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, zitierte Janning, „und genau das ist es, was sich Vereinsvorstände deutlich machen müssen, wenn es um Ehrenamt und Nachwuchsgewinnung geht.“
Wofür interessiert sich ein potenzieller Freiwilliger? Was erwartet er? Was braucht er, um sich bei uns zu engagieren? Was können wir ihm anbieten, damit er sich auch bei uns engagiert?
Sich diese Fragen erst einmal zu stellen und dann die Antworten darauf zu finden, das sei schon ein großer Perspektivenwechsel vom „alten“ Ehrenamt zum „neuen“, wie es heute aktuell laufe.
Parallelen zur Berufswelt
Der Moderator zog auch Parallelen zur Berufswelt. Aus dem Buch „Die Kunst, gute Mitarbeiter zu halten“ von Kayer und Evans präsentierte der Bremer einige Auszüge, um diskutieren zu lassen, welche Aspekte im Ehrenamt Anwendung finden können. Die Themen „Wertschätzung“, „Respekt“, „Spaß am Ehrenamt“, „Spielraum lassen“, „Leidenschaft“, „Runter vom Gas, nicht alles sofort“ wurden als wichtig eingestuft.
Jannina: „Mir sagte mal ein Feuerwehrmann, dass er innerhalb 40 Dienstjahren bei der Freiwilligen Feuerwehr nur ein einziges Mal ein Dankeschön für seine Arbeit erhalten habe – nach einem Einsatz, als er einer Frau das Leben gerettet hatte.“ Die Wertschätzung des Ehrenamtes sei heute jedoch höher, „die Anerkennung für ehrenamtliche Arbeit in der Gesellschaft ist da“, war sich Janning sicher. Insgesamt brachte Janning die Teilnehmer mit neuen Ideen und Beispielen, auch aus dem benachbarten Holland, ins Staunen und regte zum Umdenken an.
„Engagement braucht Leadership“
Der Workshop gehört zum Programm „Engagement braucht Leadership“ der Robert Bosch-Stifung, an welchem sich die Ehrenamtsförderung der Stadt Bocholt als einer von 26 Standorten in ganz Deutschlang beteiligt. Das Programm läuft bereits seit Frühjahr 2015 und dauert bis Juli 2016. Fünf weitere Workshops sind in Planung.
Die nächsten Workshops finden am 18. Februar 2016 (Gesprächsführung und Kommunikation im Vorstand) und am 17. März 2016 (Personalentwicklung für Vereinsvorstände, Teil III) statt.
Informationen zum Freiwilligen-Projekt erteilt Rainer Howestädt von der Stadt Bocholt, Telefon 02871 / 953-503, ehrenamt@mail.bocholt.de
www.bocholt.de
© Bruno Wansing/Stadt Bocholt