Hilfe mit Langzeitwirkung – 20 Jahre Fairplay-Tour
20 Jahre Fairplay-Tour durch die Großregion wurde in der Arena Trier gefeiert. Die grenzüberschreitende Radtour hilft Kindern in Afrika und in der Region.
„Es gibt Aktionen, die laufen ein, zwei, drei Jahre. Aber 20 Jahre! Das ist etwas Besonderes!“ Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe stellte die Kontinuität als eine der größten Leistungen der Organisatoren der Fairplay-Tour heraus. Der Abschluss der 20. Auflage wurde am Samstag in der Arena Trier gefeiert. Zwei Jahrzehnte, in denen insgesamt 4000 Schüler ihren Altersgenossen in Ruanda und anderen Dritt-Welt-Ländern durch ihre sportliche Leistung und dem damit verbundenen Sammeln von Spenden geholfen haben. 3,2 Millionen Euro kamen in dieser Zeit zusammen. Allein im Jubiläumsjahr waren es mehr als 120 000 Euro, rechnete der Vorsitzende der Trierer Sportakademie (bei der die organisatorischen Fäden zusammenlaufen), Georg Bernarding vor. Das Geld wurde und wird vor allem für Schulprojekte im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda eingesetzt.
Dass das Geld ankommt und die Entwicklung voran bringt, davon konnte sich eine Delegation von Fairplay-Tour-Teilnehmern in diesem Sommer selbst überzeugen. „Ich war erstaunt, wie weit es in den Schulen vorangekommen ist“, erzählte Delegationsmitglied Dominik von Wirth aus Konz von den Besuchen in den durch Fairplay-Tour-Gelder unterstützten Schulen. Bei allen Renovierungs- und Baumaßnahmen werden immer auch Regenwasserzisternen angelegt, um den Zugang zu Nutzwasser, damit die hygienische und letztlich die gesundheitliche Situation der Schüler zu verbessern. Obwohl Ruanda für ihn nach seinem Besuch nicht nur das Land der 1000 Hügel, sondern auch das Land der 1000 Gegensätze sei, habe er erstaunliche Entwicklungen beobachtet, berichtete Michael Herder vom Gymnasium Traben-Trarbach: „Ich habe von Startups gehört, die Blutkonserven mit Drohnen in die Dörfer fliegen.“ Wegen der positiven Entwicklung in Ruanda hat sich die Deutsche Welthungerhilfe mittlerweile aus dem Land zurückgezogen und konzentriert sich beispielsweise auf das südliche Nachbarland Burundi. „Während in Ruanda die Ernährung sichergestellt ist und das Schulsystem steht, haben wir in Burundi den Hunger gesehen“, erzählte Kaspar Portz aus Bekond über den Abstecher der Delegation. Spenden sind also weiterhin nötig.
Die Fairplay-Tour und die mit ihr verbundenen sogenannten Lebensläufe (Spendenläufe) nutzen aber nicht nur den Kindern und Jugendlichen in Afrika. „Wir wollen, dass sich die jungen Menschen anstrengen und sich ordentlich benehmen“, wiederholte Fairplay-Tour-Mitbegründer Herbert Ehlen die Zielrichtung der Aktion. „Die Fairplay hat zwei Seiten: gegenüber anderen und gegenüber sich selbst.“ Während der einwöchigen Radtour mit täglichen Etappen von rund 100 Kilometer Länge müssen die Jugendlichen raus aus ihrer Komfortzone. Zum einen auf dem Fahrrad, aber auch, wenn es darum geht, den täglichen Ablauf in einer rund 300-köpfigen Gruppe, die in Sporthallen übernachtet, zu organisieren. Gegenseitiger Respekt, gegenseitige Hilfe und Disziplin sind nötig, damit die Fairplay-Tour, die alljährlich durch Deutschland, Belgien, Luxemburg und Frankreich rollt, ans Ziel kommt. Der Effekt vieler Veranstaltungen wie der Tour de France oder der Deutschlandtour, die 2018 in der Region waren, verpuffe relativ schnell wieder, sagte der rheinland-pfälzische Innen-Staatssekretär Randolf Stich. „Ganz anders ist es mit der Fairplay-Tour. Sie schafft bleibende Werte und Erinnerungen.“ Von denen die Teilnehmer auch als Erwachsene profitieren, wie „Ehemalige“ berichteten. Locker bleiben, aber nicht locker lassen und nicht zu viel aufs Handy gucken, empfiehlt der Pädagoge Ehlen bei der Erziehung und verweist auf den Zirkus Salentin der Jünkerather Graf-Salentin-Schule und die Jonglage- und Einrad-Kunststücke: „Das sind Kinder, die haben nicht zu viel aufs Handy geguckt. So etwas kann man nicht aus dem Ärmel schütteln. Dazu muss man viel üben.“