Akademie-Gespräch in Hannover: „Wir wollen die olympische Idee zukunftsfähig machen!“

Hannover. Die Olympische Idee steckt in einer Krise. Deshalb ist die Bewerbung Hamburgs für Olympische und Paralympische Sommerspiele 2024 für den Hamburg Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann, ein wichtiges politisches Signal, wie die olympische Idee zukunftsfähig gemacht werden kann. Dies sagte er beim ersten Akademie-Gespräch der Akademie des Sports in Hannover.

Erstes Akademie-Gespräch in Hannover (von links): Akademie-Leiter Karl-Heinz Steinmann, Vorstandsmitglied des BUND Darmstadt Hans Jägemann, Valeska Homburg (NDR-Sportclub), Paralympionikin und Goldmedaillengewinnerin in Athen 2004, Peking 2008 und London 2012 Kirsten Bruhn, Hamburgs Sportsenator Michael Neumann und Volkswirt und Olympiasieger 1988 Prof. Dr. Wolfgang Maennig. Foto: LSB Niedersachsen

Erstes Akademie-Gespräch in Hannover (von links): Akademie-Leiter Karl-Heinz Steinmann, Vorstandsmitglied des BUND Darmstadt Hans Jägemann, Valeska Homburg (NDR-Sportclub), Paralympionikin und Goldmedaillengewinnerin in Athen 2004, Peking 2008 und London 2012 Kirsten Bruhn, Hamburgs Sportsenator Michael Neumann und Volkswirt und Olympiasieger 1988 Prof. Dr. Wolfgang Maennig. Foto: LSB Niedersachsen

„Mit unserem Bewerbungskonzept wollen wir zeigen, dass und wie nachhaltige und sozial gerechte Olympische Spiele in einer demokratischen Gesellschaft mit einer lebendigen Bürgerbeteiligung funktionieren können. Wenn wir im November nach einer intensiven Phase des Bürgerdialoges ein Votum der Bürgerschaft für die Ausrichtung der Sommerspiele in Hamburg haben, dann ist das ein ganz besonderes politisches Pfund im internationalen Wettbewerb um die Ausrichterstadt 2024“, zeigte sich Neumann beim Akademie-Gespräch „Olympia 2024 – Was bedeutet die nationale Entscheidung für Sportdeutschland und Niedersachsen?“ überzeugt. In gewisser Weise sei Deutschland auch in der Pflicht, sich zu bewerben. „Wer andere Staaten kritisiert, muss auch selbst in die Bütt gehen und zeigen, dass er es anders macht.“

Aktuell sehe er seine Aufgabe vor allem darin, die Köpfe und Herzen der Menschen zu erreichen, sie für die Spiele zu interessieren. Das werde in Hamburg gelingen. Für die Spiele selbst wünsche er sich zudem Jedermann-Events mit den Spitzenathleten aus aller Welt.

Mehrfache Paralympics-Goldmedaillengewinnerin Kirsten Bruhn Gast beim Akademie-Gespräch

Schwimmerin Kirsten Bruhn, Goldmedaillengewinnerin zuletzt bei den Paralympischen Sommerspielen 2012, hält mehr Investitionen in die Sportinfrastruktur und eine bessere auch finanzielle Unterstützung von Spitzensportlern für „ein Muss“, wenn sich Deutschland bewerbe. Maennig warnte, die öffentliche Debatte um Olympische Spiele auf „Stadtentwicklung“ zu reduzieren. Zwar gebe es dieses „Barcelona-Syndrom“ bei vielen Bewerbern seit 1992. Allerdings sei die Situation von Barcelona zum Zeitpunkt der Bewerbung eine historisch andere gewesen als etwa die von Hamburg heute. Neumann folgte im grundsätzlich, betonte aber auch: „Wir sagen mit unserer Bewerbung auch, dass auch Norddeutschland wieder verstärkt Infrastrukturmaßnahmen benötigt.“

Ob die „Agenda 2020“, das Reformpaket, mit dem IOC-Präsident Thomas Bach u.a. die Bewerbungskosten für Olympische Spiele senken und die Transparenz erhöhen will, konkrete Auswirkungen auf den Entscheid und die Umsetzung der Spiele haben werden, blieb in der Diskussion offen. Neumann machte allerdings klar, dass für den Hamburger Senat die bürgerschaftlichen Standards für Transparenz, Nachhaltigkeit und Beteiligung gegenüber dem IOC nicht verhandelbar seien. Unstreitig sei jedoch, so die Sportinfrastruktur profitiere. „Für die Athleten werden neben den eigentlichen Sportstätten rund 100 Trainingsstätten benötigt, die bis 2024 modernisiert werden müssen.“ Deshalb würden von Olympischen Spielen sowohl für den Breiten- als auch den Leistungs- und Spitzensport Impulse ausgehen.

Kritik am IOC äußerte Hans Jägermann (ehemalige Mitarbeiter des Deutschen Sportbundes und heute Vorstandsmitglied des BUND Darmstadt). „Warum müssen Stadien mit 80.000 Plätzen gebaut werden, für die es später keine Nachnutzung gibt, wenn sowieso nicht alle Kartenwünsche bedient werden können?“

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