Europäer diskutieren in Europastadt Bocholt europäische Flüchtlingssituation

Bocholt. Delegationen aus Partner- und befreundeten Städten besuchten vom 28. April bis zum 2. Mai 2016 die Europastadt Bocholt. Die Vertreter aus Aurillac/Arpajon-sur-Cère (Frankreich), Bocholt (Belgien), Akmene (Litauen), Wuxi (VR China) sowie Aalten, Winterswijk und Oude Ijsselstreek (Niederlande) tagten zum ersten EU-Dialog, um sich über die Situation und Entwicklung der Flüchtlinge in Europa auszutauschen – ein internationales Treffen, das viele Nationen bei zahlreichen Großveranstaltungen zusammenführte: Kirche, Kultur und Kunst beim Treffen der Delegationen.

Michel Roussy, Jos Claessens, Peter Nebelo, Hans Hein, Pierre Marthonier, Albinas Klimas. Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt

Michel Roussy, Jos Claessens, Peter Nebelo, Hans Hein, Pierre Marthonier, Albinas Klimas. Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt


Großveranstaltungen lockten Tausende

Die ausländischen Gäste besuchten verschiedene kulturelle Großveranstaltungen, die alle mit und für Flüchtlinge und Migranten in Bocholt rund um den 1. Mai stattfanden. Das „Kunstcarrée“ in der Bocholter City gehörte genauso dazu wie das vierte internationale Kinder- und Familienfest, „Open Spaces 2016“ oder „Bands in Town“. Wie Wohnen in Bocholt 2030 und später und wie die Vorstellungen und Träume von Schülern zum Wohnen in einem weltoffenen, europäischen Bocholt im Jahre 2030 aussehen kann, präsentierten Schüler des Mariengymnasiums in einer Ausstellung mit Architekturmodellen  im Bocholter Rathausfoyer. An der Eröffnung der Ausstellung nahmen die vielen ausländischen Gäste teil.

Französischer Chor singt in St. Georg-Kirche

Ein besonderes Highlight an diesem Partnerschaftswochenende war das vom Chor „Chorale du Millénaire“ aus Aurillac und dem Projektchor Bocholt-Aurillac gemeinsam gestaltete Friedenshochamt in der St.-Georg-Kirche. Die Sänger wurden von Siegried Baumann dirigiert und an der Orgel von Klaus Thewes und Werner Hespe sowie mit der Trompete von Dr. Georg Dieckhues begleitet. Die sieben Streicher unter Leitung von Priska Strümpfel rundeten den musikalischen Hochgenuss ab.

Kunst in der Stadt

Ziel der Delegationen und Choristen war am Mai-Feiertag das Kunstcarrée in der Bocholter Innenstadt. Dort nahmen deutsche und niederländische Kunstschaffende teil. Mit dabei waren Flüchtlinge, die gemeinsam mit der Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg in Bildern, Bildhauerarbeiten und anderen Skulpturen künstlerisch ihre Flucht verarbeitet haben. Sie präsentierten diese den Besuchern und kamen mit ihnen ins Gespräch. Ein Bild, das ein Blatt zeigt, wo an der Seite Vögel herausfliegen und ein tiefes Loch hinterlassen, zeigt die Gedanken zur Flucht deutlich. Es wurde von Hans Hein, Organisator des neunten Kunstcarrées der Stadt Bocholt verschenkt.

Open Spaces – Zukunft bauen!

Das internationale Kunstprojekt „Open Spaces – Under construction – Zukunft bauen“ fand zum zweiten Mal nach 2014 in Bocholt statt. In diesem Jahr arbeiteten 15 Künstler aus Bocholt, den Partnerstädten sowie weiteren Ländern vom 23. bis 30. April in der der alten Herdeng-Spinnerei im neuen Kubaai-Viertel in  Bocholt. Sie schufen Kunstwerke, die sich mit Zukunft, Wohnen und Leben beschäftigen. Die Besucher schauten ihnen während ihrer Schaffensphase über die Schulter und kamen ins Gespräch. Mit dabei ein Architekt und Bildhauer, geflohen aus Afrika. Er präsentierte zum Abschluss des Projektes auf künstlerische Art und Weise in digitaler Animation die Gedanken und Ideen, die sich Bocholter sich für das neu entstehende Stadtquartier Kubaai gemacht haben. „Zukunft bauen“ wird hier aus Sicht eines Flüchtlings buchstäblich umgesetzt. (mid)

Gesundheit an Schulen in Bocholt (D), Aalten und Dinxperlo (NL): Kinder in Bewegung bringen

Bocholt (pid). Die Städte Bocholt (D), Aalten und Dinxperlo (beide NL) wollen die Gesundheit ihrer Schüler fördern. Dazu zählen neben Ernährungsfragen auch Sport und Bewegung. Wie man Schüler – im wahrsten Wortsinn – bewegt, war Thema eines grenzüberschreitenden Treffens im Europa-Haus Bocholt. An dem Meeting nahmen Vertreter von Kommunen, Schulen und Jugendorganisationen teil.

Spaß und Sport gegen Übergewicht, Stress und Streit. Fotos: Stadt Bocholt

Spaß und Sport gegen Übergewicht, Stress und Streit. Fotos: Stadt Bocholt

Motto: Spiel, Spaß und Sport

Neben Theorie gab es auch Praxis: Henk Bolster und Ron ten Broeke vom niederländische Unternehmen „1tomove“ demonstrierten, wie man mit einfachen Mitteln und ohne viel Aufwand vielfältige und abwechslungsreiche Möglichkeiten schafft, Schulkindern Spaß an Bewegung zu vermitteln. So wurden etwa farblich unterschiedliche Bewegungs- und Spielzonen aufgebaut. Unter Einsatz alter Fahrradreifen und mit Hilfe von Balancierstäben entstand schnell eine interessante Bewegungslandschaft. Spielbegleiter und Spielprogramme rundeten diese Spiel-Spaß-Sport-Methode ab.

Weniger Übergewicht und Stress

Nach dem Motto „Mehr Bewegung, weniger Übergewicht, weniger Konflikte, mehr Spaß am Lernen“ werden  in den Niederlanden bereits an zahlreichen Schulen die Bewegungsangebote von „1tomove“ in der Pause, als Unterrichtseinheit sowie am Nachmittag der Ganztagsschule eingesetzt. Die Teilnehmer der deutsch-niederländischen Sitzung wollen in nächster Zeit eine Schule im Grenzraum besuchen, die mit dieser Methode bereits arbeitet.

Eingeladen hatte die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO), die Europäische Akademie des Sports (Leads) und die Gemeinde Aalten. Wer Interesse hat, das Konzept näher kennenzulernen, kann sich an EWIBO-Mitarbeiter Reinhardt te Uhle wenden unter rteuhle@ewibo.de oder Telefon 02871 21765-680.

• Infos zur Methodik: www.1tomove.com

Gesundheit an Schulen: Mit Spaß und Sport gegen Übergewicht, Stress und Streit.

Gesundheit an Schulen: Mit Spaß und Sport gegen Übergewicht, Stress und Streit.

Europäische Akademie des Sports: Offene deutsch-niederländische Neuausrichtung in Vorbereitung

Neuausrichtung der Europäischen Akademie des Sports (eads) beschlossen: Mitglieder des Präsidiums (von links), Ludger Triphaus, Hans Lubbers, Theo Joosten, Dagmar Jeske, Franz Josef Probst, Reinhardt te Uhle und Ben Halle. Foto: Horst Andresen

Neuausrichtung der Europäischen Akademie des Sports (eads) beschlossen: Mitglieder des Präsidiums (von links), Vizepräsident Ludger Triphaus, Hans Lubbers (Gelderse Sport Federatie), Theo Joosten (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen), Dagmar Jeske (Bürgermeisterin Stadt Velen), Präsident Franz Josef Probst, Akademieleiter Reinhardt te Uhle und Ben Halle (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen). Fotos: Horst Andresen


Bocholt.
Die Europäische Akademie des Sports möchte sich neu ausrichten. Das Gründungsmitglied des Europäischen Netzwerkes der Akademien des Sports Bocholt/Velen (eads) strebt eine grenzüberschreitende regionale Öffnung mit niederländischen Partnern an. Das war das Ergebnis einer Präsidiumssitzung am Mittwoch, 6. April, im Europas in Bocholt, wie die eads mitteilte.

Es soll eine offene Allianz gebildet werden unter Mitwirkung der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen (HAN), fasste eads-Vorsitzender Franz Josef Probst zusammen. Unter Federführung des eads-Akademieleiters Reinhardt te Uhle und Theo Joosten, einer von drei Direktoren (Dekanen) der HAN mit zusammen 35 000 Studenten an den beiden niederländischen Hochschulstandorten, soll in Kürze ein Strategieprogramm erstellt werden, hieß es in Bocholt.

Die neue deutsch-niederländische Kooperationsgemeinschaft solle völlig offen sein, ohne feste Formen und Vereinsstrukturen. Es sei gewünscht, dass verschiedene Organisationen aus Sport, öffentlichem Leben, Wirtschaft und Kommunen sich austauschen, zusammenarbeiten oder – je nach Bedarf – enger kooperieren. Einige der Themenschwerpunkte wurden genannt, zum Beispiel Gesundheit, Bewegung, Sport, Sportstättenentwicklung, grenzüberschreitende Kontakte und Nutzung von Synergien.

Theo Joosten, Hogeschool van Arnhem en Nijmegen: „Wir betreten völlig neue Wege“

Theo Joosten, Dekan der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen (HAN): Wir bieten eine Plattform offener Meetings.

Theo Joosten, Dekan der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen (HAN): Wir bieten eine Plattform offener Meetings.

Vor allem solle zukünftig integral gearbeitet werden – ressourcen- und themenübergreifend. Theo Joosten: „Das wird eine Plattform eines offenen Treffens mit vermutlich völlig neuen Arbeitsweisen. Wir betreten völlig neue Wege. Und ich verspreche mir von dieser neuen Allianz im Grenzraum Kreis Borken/Kleve und dem Gelderland eine ganze Menge.“ Neben zahlreichen interessierten Partnern sollten auch die Hochschulen wie die HAN sowie die Hochschule Rhein-Waal Kleve und die Westfälische Hochschule Bocholt eng eingebunden werden.

Überzeugt von der Neuausrichtung zeigte sich auch Dagmar Jeske (41), am 28. Februar zur neuen parteilosen Bürgermeisterin der Stadt Vielen gewählt. Die Kommune ist seit Jahrzehnten eads-Mitglied. Dagmar Jeske rückte qua Amt für ihren Vorgänger Dr. Christian Schulze Pellengahr (CDU) ins Präsidium, der am 13. September 2015 zum Landrat des benachbarten Kreises Coesfeld gewählt wurde. Dagmar Jeske: „Ich kann mir gut vorstellen, dass sich nicht nur im Sport vielfältige Kooperationsmöglichkeiten zwischen Partnern dies- und jenseits der Grenze entwickeln können. Wir müssen noch viel enger zusammenarbeiten.“ (and)

Flüchtlingskongress in Bocholt mit 270 Teilnehmern: „Wir können das auch“

Bocholt. Weit vor Beginn strömten die Gäste des Flüchtlingskongresses „Zuwanderung verändert Europa, Zuwanderung verändert Bocholt! – Was jetzt zu tun ist“ in die Mensa am Quartiercampus Benölkenplatz in Bocholt. „Wir haben 255 Anmeldungen, es sind über 270 gekommen“, freute sich Organisator Lukas Kwiatkowski von der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO) über den Zuspruch. Gemeinsam mit der Stadt Bocholt und dem Europe Direct-Informationszentrum Bocholt richtete die EWIBO einen großen Flüchtlingskongress aus.

Gastredner Frank Burgdörfer, Bocholts Sozialdezernent Ludger Triphaus und EWIBO-Geschäftsführer Berthold Klein-Schmeink berichteten in Impulsreferaten über die Situation in Europa, in Bocholt und die lokalen Maßnahmen. Anschließend wurden in den sieben Foren „Sprache“, „Arbeit und Beruf“, „Bildung und Erziehung“, „Kultur und Glaube“, „Nachbarschaft und Wohnen“, „Sport und Gesundheit“ sowie „Ehrenamt“ mit den Teilnehmern diskutiert.

Bildergalerie: Impressionen vom Flüchtlingskongress am 4.4.2016 – Fotos: Bruno Wansing, bocholt.de

 Impressionen vom Flüchtlingskongress in Bocholt. Fotos: Bruno Wansing, bocholt.de


Impressionen vom Flüchtlingskongress in Bocholt. Fotos: Bruno Wansing, bocholt.de

fluchtlingskongress2„Deutschland kann das, wir können das auch“!

Das sagte Kwiatkowski in seinen einführenden Worten zu den Anwesenden. Hanni Kammler, zweite stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bocholt, wünschte sich eine vielfältige Stadt. „Je vielfältiger der Querschnitt der Bevölkerung ist, desto kreativer sind auch die Antworten auf die Fragen, die sich in der heutigen Zeit der Gesellschaft stellen“, betonte Kammler.

Herausforderungen in Europa die gleichen wie in Bocholt

Gastredner Frank Burgdörfer vom „Team Europa Berlin“ betonte, dass die Herausforderungen in Europa die gleichen seien, wie in Bocholt. Burgdörfer ging auf die Geschichte der Migrationspolitik Europas ein, angefangen von den Ideen zum Schengen-Abkommen im Jahr 1985 über die Dublin-Verordnung und die Migrationsagenda von Juncker im Jahre 2014 bis hin zur Westbalkan-Konferenz Ende Februar 2016.

„Im Endeffekt gibt es zwei Fraktionen, zwei Lager“, sagte Burgdörfer. „Die einen wollen etwas gegen die Merkelsche „Pull-Politik“ tun, die anderen wollen die Normen und die europäische Idee bewahren“. Akzeptanz und Grenzkontrollen seien dabei zwei Begriffe, die völlig unterschiedlich ausgelegt würden. „Und keine Seite ist konsequent“, urteilte Burgdörfer. „Frau Merkel ist irgendwann von der Abschiebungsseite auf die humanitäre Seite gewechselt, hat aber dann die Bremse angezogen, als es schwierig wurde“. Und auch Orban in Ungarn mogele sich so durch: „Auf der einen Seite macht er die Grenzen zu, auf der anderen Seite hat er Angst davor, Schengen zu gefährden.“

Gegenseitige Blockade

Die EU habe das Problem, dass jede Entscheidung, die sie fälle, zu einer Richtungsentscheidung werde. Das mache es laut Burgdörfer noch schwieriger, die Entscheidung überhaupt zu fällen. „Keiner in Europa ist stark genug, den anderen seinen Willen aufzuzwingen“, betonte er. Entscheidungen in Flüchtlingsfragen zu treffen, sei so deshalb schwer, weil die EU zurzeit „furchtbar sei: Furchtbar groß, furchtbar heterogen und furchtbar unter Zeitdruck“.

Liberaler Traum – autoritärer Traum

Europa habe den liberalen Traum, andere arbeiteten in ihrem „Schwarz-Weiß“- und „Richtig-Falsch“-Denken aber schwer dagegen. „Wir brauchen ein Maximum an Dialog-Bereitschaft, das geht an die Substanz“, sagte Burgdörfer. Ein „guter Wille“ auf allen Seiten vorausgesetzt, müsse man gemeinsam zeigen, „dass es geht.“ Seine Empfehlung: „Kompromissbereitschaft, zuhören, Situationen anerkennen und Lösungen finden, die halbwegs allen gerecht werden.“

Ehrenamt nicht überfordern

Auf die Situation und die Entwicklung in Bocholt ging Bocholts Sozialdezernent und Stadtkämmerer Ludger Triphaus ein. „Wir haben mit vielen Beteiligten Probleme erkannt und gelöst“, sagte Triphaus. „Aus der gesamten Situation hat sich schnell großes ehrenamtliches Engagement entwickelt. Mein Dank gilt den vielen ehrenamtlichen Helfern, aber natürlich auch den hauptamtlichen Kräften in den städtischen Fachbereichen, bei der EWIBO und der Feuerwehr.“

„Nur so werden wir bunt“

202 Landes- und 872 kommunale Flüchtlinge würden derzeit in Bocholt betreut, für diese gelte es einen ganzen Katalog von Punkten zu gewährleisten. Von „Bildungsgängen für alle Schichten“, „Deutsch lernen“, „Besprechen der freiheitlich demokratischen Grundordnung“ über „Wohnraum für alle“ bis hin zu „dezentralen attraktiven Wohnquartieren“ und „Integration von Flüchtlingen im Stadtgebiet“ stünden noch große Aufgaben vor allen Beteiligten. Triphaus: „Aber nur so werden wir bunt, und das geht ohne die entsprechende Manpower nicht; wir können das nicht den Ehrenamtlichen alleine überlassen, wir dürfen dieses tolle Engagement nicht überfordern.“

Unterschied zwischen Inklusion und Integration

Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der EWIBO, fand einen anderen Ansatz in seinem Impulsvortrag. „Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, zitierte er ein afrikanisches Sprichwort. „Wenn wir von Inklusion von Flüchtlingen sprechen, reden wir davon, dass ein jeder, der hier lebt, Teil eines gesamten Systems ist“, sagte Klein-Schmeink. Bei dem Begriff Integration gehe es eher darum, dass auf der einen Seite die Bocholter Stadtgesellschaft stehe und auf der anderen Seite die Personen, die sich anpassen müssten. „Bei uns drängt sich die Inklusion geradezu auf“, schlussfolgerte Klein-Schmeink. „Wir wollen den Flüchtlingen mit Respekt begegnen und Toleranz zeigen auch da, wo was mal nicht so läuft, wie wir das gewohnt sind.“ Auch Klein-Schmeink betonte, wie wichtig es sei, ehrenamtliche Strukturen zu bündeln: „Wir müssen weg von der Zuständigkeit hin zur Verantwortung, dann sind wir auf einem guten Weg zu einer vielfältigen Stadtgesellschaft Bocholt.“

Verzahnung und Koordinierung gewünscht

In den anschließenden sieben Foren wurde von den Teilnehmern einhellig eine stärkere Verzahnung und Koordinierung erwünscht. In den Foren wurde der Wunsch geäußert, im Rahmen eines Runden Tisches weiter an den Themen arbeiten zu wollen und vor allem an der Umsetzung der verschiedenen Themen mitzuwirken. Dieses wird zeitnah von der EWIBO koordiniert. (mid)

Sportsday Kaiserau: Tolle Resonanz und gute Stimmung

Kamen-Kaiserau. Rund 200 Flüchtlinge aus dem Stadtgebiet tummelten sich in den Sporthallen des Verbandes, spielten Fußball, Basketball, Volleyball, Indiaca, betrieben Kampfsport sowie Jazz-Dance und wetteiferten beim Minisportabzeichen in der Leichtathletik. Dank der breiten Angebotspalette des SuS Kaiserau, VfL Kamen, TV Germania Kaiserau, CVJM Kamen und BSV Heeren 09/24 war der „Sportsday Kaiserau“ am 19. März ein voller Erfolg.

Über Integration wird beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) und in Kamen nicht lange geredet – sie wird gelebt. Fakten: Nach dem 1. EU-Sport-Dialog im November 2015 schnürten Verband und Stadt Kamen im Februar ein Maßnahmenpaket und übergaben der Stadt eine Basketballanlage, zwei Tore und Bälle für Flüchtlinge in einer Kamener Flüchtlingsunterkunft. Es folgte ein Workshop, und jetzt luden der FLVW mit seiner Tochtergesellschaft „sports for europe“ die Stadt Kamen sowie der Stadtsportverband Kamen zum „Sportsday Kaiserau“ in das SportCentrum Kamen•Kaiserau ein. Die Resonanz war beachtlich.

Rund 200 Flüchtlinge nutzen den „Sportsday Kaiserau“. Resonanz und Stimmung waren klasse. Foto: flvw

Rund 200 Flüchtlinge kamen zum „Sportsday Kaiserau“. Resonanz und Stimmung waren einfach klasse. sports for europe hatte im Wesentlichen organisiert. Foto: flvw

„Fußball kann Leichtigkeit in den Alltag von Flüchtlingen zurückbringen“

„Bei allen sportlichen Aktivitäten spielten Sprachbarrieren eine untergeordnete Rolle“, verfolgten Fabienne Caiazza und Kim Weidig vom „sports for europe“ das Treiben in den Hallen. Die beiden waren maßgeblich an der Organisation dieser Veranstaltung beteiligt. „Es zeigte einmal mehr auf, dass der Sport in der Lage ist, sich ohne Vorurteile freundschaftlich zu begegnen. Beispielsweise Fußball kann nicht nur ein wenig Leichtigkeit in den Alltag vieler Flüchtlinge zurückbringen, er bringt auch Menschen spielerisch zusammen.

Da konnte Eckart Stender, Vorsitzender des SuS Kaiserau, nur zustimmen. Er erlebte fröhliche Menschen, die beim sportlichen Treiben ihr Schicksal nach einer teilweise gefährlichen Flucht aus ihrer Heimat Irak, Eritrea, Afghanistan und Syrien für Stunden vergaßen. „Danke“, war ein viel gehörtes Wort aus ihrem Munde.

Dass sich Flüchtlinge in Kamen schon gut eingelebt haben, machte Haroon Tajik (19) deutlich. „Als ich ihn auf Englisch ansprach“, erzählte Eckart Stender, „da sagte er zu mir, lass uns Deutsch sprechen.“ Der 19jährige Afghane lebt seit zehn Monaten in Kamen, besucht das Berufskolleg in Unna und kickt beim Kamener SC. Er war auch Spieler eines der vier Teams, die sich wettkampfmäßig in einem kurzfristig angesetzten Turnier duellierten. Begleitet wurden die Kicker von Spielern und Betreuern des SuS Kaiserau und BSV Heeren. Gesichtet wurden auch heimische Fußballtrainer, die aufmerksam den Hallenkick der Flüchtlinge verfolgten. Marc Woller vom Bezirksligisten FC Overberge. „Der eine oder andere kann schon mit dem Ball umgehen“, war sein Urteil.

Auch die Leichtathletik gut angenommen

Neben dem Fußball herrschte auch bei der Leichtathletik reger Betrieb. Grund dafür waren die fünf jungen engagierten Mitstreiter des VfL Kamen: Sie sorgten mit vollem Einsatz dafür, dass Kinder und Erwachsene einen Einblick ins Speerwerfen, Stabhochsprung und 30 Meter Lauf bekamen. Auch für Lena, vom VfL Kamen, war es „ein gelungener Tag“. So berichtete sie, dass sie „eine große Altersspanne an Interessierten hatten. Vermehrt waren es jüngere Kinder bis sechs Jahre, jedoch hatten wir auch mehrere Erwachsene, welche mit voller Begeisterung dabei waren. Diese Begeisterung merkten wir vor allem daran, dass sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen immer wieder vorbei kamen und die Übungen noch einmal ausprobieren wollten.“

Für Martin Kusber, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Kamen, war der „Sportsday Kaiserau“ eine gute Plattform für gelebte Integration. „Die Flüchtlinge haben sich wohl gefühlt“, seine Eindrücke, „sie hatten keine Berührungsängste mit uns Deutschen. Es kam auch zu guten Gesprächen mit Betreuern der Flüchtlinge.“ Kusber wünscht sich auf jeden Fall eine Wiederholung einer solchen Veranstaltung, wo mehrere Vereine der Stadt bei der Vereinsbörse ihre Angebotspalette vorstellen können.

Zahlreiche Unterstützer und Sponsoren

Auch das FLVW-Präsidium war mit Hermann Korfmacher und Gundolf Walaschewski beim „Sportsday“ dabei. Beide erkannten sehr schnell, wie der Sport den Blick auf die Gemeinsamkeiten, das Verbindende, den Spaß am Spiel, einmal mehr richtet und dankten den Kamener Vereinen für ihr Engagement, dankten aber auch „Pro Mensch Kamen“ und EnTrA Kamen sowie Sponsoren wie REWE, Germeta oder Bäckermeister Grobe Kamen für ihre Unterstützung. Der Dank ging ebenso an die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna GmbH (VKU), die mit einem kostenlosen Busshuttle für eine reibungslose An- und Abreise der Flüchtlinge sorgte.

Camille Dahm ist neuer Radsportpräsident Luxemburgs

Leudelingen/Luxemburg. Camille Dahm ist neuer Präsident des Radsportverbandes Luxemburgs (FSCL). Der 63-Jährige wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung mit eindeutigem Votum gewählt: 55:8 Stimmen lautete das Endergebnis.

Damit löst der neue Präsident Jean Regenwetter ab. Dahm ist auch Präsident des Eurosportpools, der in diesem Jahr 20 Jahre alt wird. Der Eurosportpool ist gleichzeitig Netzwerk-Mitglied. 

Camille Dahm hat einen Namen im luxemburgischen Radsport, der viele Weltklassefahrer hervorgebracht hat. Dahm gehört seit 1992 der nationalen Doping-Agentur (ALAD) an. Seit 2011 ist Camille Nahm Direktor der École nationale de l’éducation physique et des sports (ENEPS) in Luxemburg.

Dahm-Interview 

luxemburger-wort-logoIm „Luxemburger Wort“ hat Camille Dahm in einem vielbeachteten Interview Stellung genommen zu aktuellen Fragen, natürlich auch zur Dopingbekämpfung: „Ich glaube noch an das Velodrom“.

Neuer Präsident des Radsportverbandes Luxemburgs (FSCL): Camille Dahm (links), auch engagierter Netzwerker sowie Präsident des Eurosportpools, hier mit Georg Bernharding und Klaus Klären aus Trier. Foto: and

Neuer Präsident des Radsportverbandes Luxemburgs (FSCL): Camille Dahm (links), auch engagierter Netzwerker sowie Präsident des Eurosportpools, hier mit Georg Bernharding und Klaus Klaeren aus Trier. Foto: and

Potsdam: ESAB kooperiert noch stärker mit polnischen Partnern in Lubuskie

Potsdam. Dank einer neuen Vereinbarung über die Zusammenarbeit im Bereich Sport und Bildung werden die Bildungsbereiche des Brandenburger Sports – vertreten durch den Netzwerkpartner Europäische  Sportakademie Land Brandenburg (ESAB) – und seines Pendants in der polnischen Wojewodschaft Lubuskie noch intensiver voneinander profitieren. Davon zeigte sich die Marschallin von Lubuskie, Elżbieta Anna Polak, während der Unterzeichnungszeremonie in Potsdam überzeugt. Sie betonte den besonderen Stellenwert von Sport und Bildung. „Deswegen habe ich auch gern die Schirmherrschaft übernommen“, sagte Elżbieta Anna Polak in Potsdam.

22 Kooperations-Projekte noch für dieses Jahr 2016 geplant (von links): ESAB-Geschäftsführer Manfred Wothe, Schirmherrin und Marschallin Elzbieta Anna Polak und der Leiter von WOSiR Drzonków, Boguslaw Sulkowski, in Potsdam. Foto: ESAB

22 Kooperations-Projekte noch für dieses Jahr 2016 geplant (von links): ESAB-Geschäftsführer Manfred Wothe, Schirmherrin und Marschallin Elżbieta Anna Polak und der Leiter von WOSiR Drzonków, Boguslaw Sulkowski, in Potsdam. Foto: ESAB

Durch den neuen Maßnahmeplan, der 22 Projekte und Veranstaltungen für 2016 umfasst, wird speziell das Sport- und Bildungszentrum Lindow in den Fokus der bereits bewährten Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg (ESAB) und dem Olympiazentrum WOSiR Drzonków gerückt. Außerdem wurden gemeinsame EU-Projekte, Bildungsveranstaltungen und sportliche Begegnungen vereinbart. Darunter fallen auch Projekte und Erfahrungsaustausche zwischen den Eliteschulen des Sports, Berufsschülern mit Sportbezug und angehenden Übungsleitern beider Länder.

Während der Vereinbarungsunterzeichnung durch ESAB-Geschäftsführer Manfred Wothe und Boguslaw Sulkowski, Direktor des Olympiazentrums WOSiR Drzonków, wurde zudem deutlich, dass den Nachbarländern an einer langfristig angelegten Kooperation gelegen sei. „Wir stehen noch am Anfang des Weges der Bildung im Sport und haben jetzt die sehr gute Gelegenheit, von dem Knowhow und der großen Erfahrung hier in Brandenburg zu profitieren“, unterstrich Sulkowski.

„Es ist uns eine Herzensangelegenheit, die Zusammenarbeit mit unseren polnischen Partnern weiter auszubauen“

Insbesondere bei der Fortbildung im Gesundheitssportbereich erhoffen sich die polnischen Partner durch die engere Kooperation mit der ESAB große Fortschritte. Noch klafften laut Marschallin Polak in Polen große Lücken bei Ausbildungs- und Fachkräfteangebot auf diesem Gebiet. „Mit Unterstützung der ESAB wollen wir die Potenziale unserer Bildungsangebote für Sportler und Übungsleiter erweitern.“ Eine Unterstützung, die die ESAB gern leisten will. Manfred Wothe: „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, die Zusammenarbeit mit unseren polnischen Partnern weiter auszubauen.“

Marschallin Elżbieta Polak besichtigte während ihres Besuchs auch die Fachhochschule für Sport und Management Potsdam sowie die Berufliche Schule für Sport und Gesundheit der ESAB und traf sich im Anschluss mit ihrem Amtskollegen, dem brandenburgischen Ministerpräsidenten, Dr. Dietmar Woidke (SPD).

Flüchtlingskongress am 4. April: Zuwanderung verändert Europa und Bocholt – was zu tun ist

Bocholt. Wie kann die Integration von Flüchtlingen in Bocholt gelingen? Zu diesem Thema findet am Montag, 4. April, ein Flüchtlingskongress statt. Sein Titel: „Zuwanderung verändert Europa, Zuwanderung verändert Bocholt! Was jetzt zu tun ist!“ Beginn ist um 18 Uhr im Quartierscampus am Benölkenplatz/Adenauerallee (Mensa-Neubau St.-Georg-Gymnasium). Angesprochen sind Bürger, Vereine, Gruppen und Institutionen, die sich bei der Integration von Flüchtlingen in Bocholt engagieren wollen, teilt die Stadt Bocholt mit.

Veranstalter ist die Stadt Bocholt in Kooperation mit der städtischen Tochtergesellschaft Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (Ewibo) und dem Europe Direct-Informationszentrum Bocholt (EDI). Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldungen: www.ewibo.de/kongress.

Flüchtlingskongress am 4. April in Bocholt: Die Kommune im Westmünsterland kümmert sich von Beginn an enorm um Neuankömmlinge. Im Foto Flüchtlingshelferinnen des Roten Kreuzes im Kreis Borken. Sie betreuen medizinisch einen Flüchtling aus Eritrea in einer Notunterkunft. Foto: Horst Andresen

Flüchtlingskongress am 4. April in Bocholt: Die Kommune im Westmünsterland kümmert sich von Beginn an enorm um Neuankömmlinge. Im Foto Flüchtlingshelferinnen des Roten Kreuzes im Kreis Borken. Sie betreuen medizinisch einen Flüchtling aus Eritrea in einer Notunterkunft. Foto: Horst Andresen


Sieben Themen

In sieben Foren werden an diesem Abend die Themen „Sprache“, „Arbeit & Beruf“, „Bildung & Erziehung“, „Kultur & Glaube“, „Nachbarschaft & Wohnen“, „Sport & Gesundheit“ und „Ehrenamt“ mit den Teilnehmern diskutiert. „Integration geht uns alle an, gebürtige Bocholterinnen und Bocholter wie auch zugezogene Bürgerinnen und Bürger. Ihr Wissen, ihr Engagement und ihre Ideen sind für uns unverzichtbar, um eingewanderte Flüchtlinge gut in unsere Stadtgesellschaft einbinden zu können“, fordert Ludger Triphaus, Sozialdezernent der Stadt Bocholt, Bürger, Gruppen und Vereine zur Teilnahme auf.

Drei Impulsreferate

Der Abend startet mit drei Impulsreferaten. Gastredner Frank Burgdörfer vom „Team Europa Berlin“ wird erläutern, welche Auswirkungen die derzeitige Zuwanderungswelle auf Europa hat. Anschließend sprechen Sozialdezernent Triphaus und Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der Ewibo, über die lokale Situation in Bocholt, bevor in den verschiedenen Fachforen konkret diskutiert wird.

Programmablauf

  • 18.00 Uhr – „Get together“, Umtrunk mit Imbiss und Getränken
  • 18.25 Uhr – Begrüßung
  • 18.30 Uhr – „Zuwanderung verändert Europa“, Frank Burgdörfer, Team Europe Berlin
  • 19.15 Uhr – „Zuwanderung verändert Bocholt! Was jetzt zu tun ist!“, Ludger Triphaus, Sozialdezernent Stadt Bocholt
  • 19.35 Uhr – „Themenfelder eines vernetzten Vorgehens“, Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer Ewibo GmbH
  • 19.45 Uhr – Forenphase
  • 21.00 Uhr – Zusammenfassung durch die Moderatoren der Foren / Gesamtergebnisse und Ausblick

Rückfragen an Ewibo-Mitarbeiter Lukas Kwiatkowski unter Telefon 02871 21765-623 oder via E-Mail lkwiatkowski@ewibo.de

Beispiel Bocholt: Wie können Flüchtlinge integriert werden?

Bocholt. Wie können Flüchtlinge integriert werden? Welche Hilfen kann der Sport bieten? Wie stark ist seine Integrationskraft? Fragen, die sich auch das Europäische Netzwerk der Akademien des Sports stellt, wie jüngst bei der Frühjahrstagung in Dresden.

Flüchtlingsbetreuung in Bocholt: Die stadteigene Ewibo und das Rote Kreuz im Kreis Borken haben in verschiedenen Notunterkünften eng zusammengearbeitet. Foto: and

Flüchtlingsbetreuung in Bocholt: Die stadteigene Ewibo und das Rote Kreuz im Kreis Borken haben in verschiedenen Notunterkünften eng zusammengearbeitet. Foto: and

Flüchtlingshilfe ist seit mehr als einem Jahr auch ein Schwerpunktthema im westmünsterländischen Bocholt, einem Mittelzentrum und eine lebenswerte Stadt mit gut 75.000 Einwohnern. Zur besseren Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen in Bocholt hat die Stadtverwaltung ein neues Konzept vorgeschlagen. Am 4. April gibt es einen Flüchtlingskongress, in dem Konzepte vorgestellt werden sollen. Mitgearbeitet hat daran auch Reinhardt te Uhle (Foto oben), der die Servicestelle des Netzwerkes in Bocholt sowie die Europäische Akademie des Sports betreut.

Handlungskonzept und Integration

Hintergrund-Informationen gibt es hier in einer pdf-Präsentation: Struktur und Handlungskonzept für Flüchtlinge in Bocholt

Wie kann die Integration von Flüchtlingen gelingen? Dazu hat sich in Bocholt zudem Volker Maria Hügel von der GGUA-Flüchtlingshilfe Münster Gedanken gemacht. Sein Beitrag, hier zusammengefasst: „Wie die Integration von Flüchtlingen in Bocholt gelingen kann“

Europa und die Briten: Botschaftsrat Nick Leake fordert „flexible EU“

Bocholt. Eine Europäische Union, die flexibel ist, in der nicht alle das gleiche Ziel zur gleichen Zeit erreichen müssten – das sei ein allgemeiner Reformwunsch der Briten zum Referendum am 23. Juni 2016. So formulierte Botschaftsrat Nick Leake die derzeitige Situation in Großbritannien. Er sprach im Europahaus Bocholt zum Thema „Die europäische Zukunft Großbritanniens“.

Eingeladen hatte die Deutsch-Britische Gesellschaft Bocholt in Zusammenarbeit mit der Stadt Bocholt, dem Europe-Direct Informationszentrum Bocholt und der Europa-Union Bocholt. Eröffnet und moderiert wurde der Vortrag vom Vorsitzenden der Deutsch-Britischen Gesellschaft, Karl Gerd Geßner. Auch Berthold Klein-Schmeink begrüßte als Geschäftsführer der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der stadt Bocholt (Ewibo) die Gäste und stellte humorvoll die Frage, was das Europahaus „mit dem Raum ,Großbritannien’ machen soll, wenn die Briten am 23. Juni 2016 im Referendum mit Nein zur EU stimmten?”

„Liegt die Zukunft Großbritanniens in der EU?“ Von rechts: Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der Ewibo und des Europe-direct-Informationszentrums Bocholt, Botschaftsrat Nick Leake, Karl Gerd Geßner, Vorsitzender der Deutsch-Britischen Gesellschaft Bocholt, und Peter W. Wahl, Vorsitzender der Euopa-Union Bocholt, im Europahaus Bocholt. Foto: Stadt Bocholt/Melanie Lohmann

„Liegt die Zukunft Großbritanniens in der EU?“ Von rechts: Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der Ewibo und des Europe-direct-Informationszentrums Bocholt, Botschaftsrat Nick Leake, Karl Gerd Geßner, Vorsitzender der Deutsch-Britischen Gesellschaft Bocholt, und Peter W. Wahl, Vorsitzender der Euopa-Union Bocholt, im Europahaus Bocholt. Foto: Stadt Bocholt/Melanie Lohmann

„Nach dem Referendum eine EU mit der Flexibilität eines Netzwerks“

Drei Optionen stellte Leake vor: Die erste Möglichkeit sei die Wunschvorstellung einer 60-prozentigen Zustimmung der Briten zur EU. Danach werde Großbritannien „ein verlässlicher und engagierter Partner sein in einer EU, die wirtschaftliches Wachstum und nationale Sicherheit vorantreibt. Es wird am Tag eins nach dem Referendum eine EU sein, die die Flexibilität eines Netzwerks hat. Es gibt eine EU, die bereit ist, Reformen durchzuführen, um sich den Herausforderungen der derzeitigen Krisen und zukünftiger Krisen stellen zu können. Und zuletzt: Großbritannien wird sich weiterhin für eine EU einsetzen, die wettbewerbsfähiger ist, fokussiert auf die wichtigen Themen und auf die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips.“

Möglichkeit zwei: Bei einer Abstimmung mit „50 Prozent plus 1“ werde das Land keine führende Rolle mehr spielen, da, so befürchtet Leake, die EU-Gegner „zu laut werden würden“. Dritte Option: Bei einem „Nein” stehe Großbritannien einer ungewissen Zukunft gegenüber. Das Land habe dann noch zwei Jahre Verhandlungsfrist, so erklärte Leake, und „die Briten müssen sich dann entscheiden.“

Ein hoher Preis bei einem Austritt

Der Verlust der Arbeit, des Wohlstands und der nationalen Sicherheit könnten bei einem Austritt Großbritanniens aus der EU die Folge sein, sagte der Gastreferent. Leake: „Diese Ängste müssen angenommen werden, und man muss in der Diskussion die Vorteile zum Verbleib in der EU hervorheben.“

In seinem Vortrag beleuchtete Leake die derzeitigen Ansichten der Briten in puncto EU. So zeige sich die geringe Begeisterung der Briten für die EU zum Beispiel in der Wahlbeteiligung. Er sagte auch, dass die Briten niemals den Euro bekommen würden, auch wenn sie in der EU verbleiben sollten.

Leake hob aber auch die Vorteile Großbritanniens als Mitglied in der EU hervor. Insbesondere für Deutschland, aber auch die anderen Mitgliedsstaaten sei Großbritannien seit mehr als 40 Jahren ein verlässlicher Partner.

Lebhafte Diskussion zum Brexit

Im Anschluss an seinen Vortrag stellte sich Leake den Fragen der Zuhörer. Es ging um die Finanzsituation, Europa als Friedensprojekt und EU-Gegner im Unterhaus. Eine der wesentlichen Forderungen beim Referendum beschäftigt sich mit einem Sonderstatus Großbritanniens in der EU und der Möglichkeit, dass Forderungen aus Großbritannien die EU verbessern. Auch nach den Visionen für die Jugend im Bereich der Werte für Demokratie und Menschenrechte wurde gefragt und nach Möglichkeiten, als Deutscher einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Briten beim Referendum mit Ja stimmen. Hier könne die Basis der bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Bocholt und seiner britischen Partnerstadt Rossendale eine Kommunikationsmöglichkeit sein, hieß es.

Reiner Bones, stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Ausschusses für Städtepartnerschaften der Stadt Bocholt, hatte den Botschaftsrat vor dem Vortrag offiziell empfangen. Er stellte Nick Leake die Europastadt Bocholt mit der besonderen Lage an der deutsch-niederländischen Grenze vor. Ewibo-Geschäftsführer Berthold Klein-Schmeink berichtete über die aktuelle Situation der Flüchtlinge und Arbeitsmigranten in Bocholt. Im Vergleich betrachte Großbritannien die Einwanderung von mehr als 300.000 Menschen pro Jahr für die Wirtschaft sehr positiv. Gleiches erhoffe sich auch die Stadt Bocholt auf lange Sicht, so Klein-Schmeink: „Dafür müssen Flüchtlinge von Anfang an richtig integriert werden.“