Bocholt. Grenzüberschreitende Begegnungen seien immer gut, sagte Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen, während einer Festveranstaltung der Europäischen Akademie des Sports (eads) im Europhaus Bocholt anlässlich des 25-jährigen Bestehens. Besonders die Zusammenarbeit mit dem eads-Gründungsmitglied Gelderse Sport Federatie (GSF) aus Arnheim sei besonders hervorzuheben. „Sie leben die europäische Idee“, lobte der Gast aus Düsseldorf. Und ermunterte die Verantwortlichen um Präsident Ludger Triphaus und Akademieleiter Reinhardt te Uhle, grenzübergreifend weiter in die Offensive zu gehen: „Dafür haben wir immer ein offenes Ohr.“
Festveranstaltung der eads (von links): Ben Halle, Andrea Milz, Dr. Karen Petry, Dr. Elisabeth Schwenzow, Ludger Triphaus, Manfred Wothe, Reinhardt te Uhle. Foto: and
„Der Sport muss sich lauter äußern“
Jüngste größere eads-Projekte galten der Integration von Flüchtlingen, erinnerte Triphaus in seinem Rückblick vor vielen Gästen, darunter Ehrenpräsident Dr. Johannes Eulering und Ex-Präsident Franz Josef Probst. Der Sport vor Ort fühle sich gleichsam oft alleingelassen, kritisierte Triphaus, dass weder Deutscher Olympischer Sportbund noch Landessportbund konzeptionell für Unterstützung gesorgt hätten. „Der Sport muss sich lauter äußern“, forderte der eads-Präsident, ohne noch wirklich daran glauben zu können: „Diesen Wunsch habe ich schon seit 40 Jahren. Getan hat sich nichts.“
Deutsch-niederländischer Dialog
Triphaus lobte die buchstäblich grenzenlose gute Zusammenarbeit mit den Holländern in seiner Replik: „Seit ihrer Gründung versteht sich die Europäische Akademie des Sports als Plattform für einen deutsch-niederländischen Dialog. Durch viele Veranstaltungen war die Europäische Akademie des Sports Vorreiter und Vermittler von Denkanstößen. Themen wie Fußball und Fan-Gewalt, die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, EU-Recht und Sport oder die Bedeutung des Sports im zusammenwachsenden Europa waren nur einige Themen, die für Aufmerksamkeit gesorgt haben“, erklärte Triphaus: „Die Europäische Akademie des Sports ist ein Kleinod, das vielen Sportvereinen, Sportorganisationen und Kommunen Unterstützungsleistungen im deutsch-niederländischen Dialog hat anbieten können.“
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„Neue grenzüberschreitende Identität“
Dr. Elisabeth Schwenzow, Geschäftsführerin des deutsch-niederländischen Kommunalverbandes Euregio in Gronau, fand, dass die Fußball-Frauen-EM im Sommer in den Niederlanden ein gutes Beispiel für grenzenloser Sport gewesen sei: Mit all ihren Maßnahmen habe auch die Europäische Akademie des Sports dafür gesorgt, dass es gute Verbindungen gebe. „Es ist eine neue grenzüberschreitende Identität entstanden.“ Solch eine friedliche Zusammenarbeit sei „ein Stück Europa im Herzen der Menschen. Und das brauchen wir heute mehr denn je.“
„Europäische Sportgeschichte geschrieben“
„Zusammenarbeit muss man leben und wollen. Dafür ist die eads beredtes Beispiel“, sagte Manfred Wothe aus Potsdam, der die Servicestelle des Europäischen Netzwerkes der Akademien vertrat und Geschäftsführer der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg ist. Im Netzwerk kooperieren 20 Partner aus sieben Nationen: „Bald werden sich uns noch mehr anschließen“, so Wothe. Er erinnerte an die vorausschauenden Pläne, die 1999 die eads und die Europäische Akademie des Rheinland-Pfälzischen Sports Trier bei der Netzwerk-Gründung gehabt hätten. „Es wurden Maßstäbe für erfolgreiches Arbeiten geschaffen.“ Wothe: „Mit den Freunden aus Holland wurde sogar europäische Sportgeschichte geschrieben.“
„Viel bewegt“
Die niederländische Stimme vertrat Hans Lubbers, stellvertretender Direktor der Geldersen Sport Federatie und von Anfang an mit im europäischen Boot: „Unser damaliger Präsident Frits Pouw hatte schon 1992 erkannt, dass eine Kooperation sehr wichtig sei. Das hat sich mit vielen Maßnahmen bestätigt, sei es für Schulen, Vereine, Kommunen oder andere Institute.“ Lubbers: „Wir haben gemeinsam viel bewegt.“
Diskussionsrunde (von links): Moderator Ben Halle, Ritzo Bloem, Manfred Wothe, Dr. Karen Petry, Günther Hedderich, Georg Bernarding. Foto: and
Diskussionsrunde: Gemeinsame neue Projekte und Programme
In einer Diskussionsrunde unter der Moderation von Ben Halle, niederländisches eads-Vorstandsmitglied, schilderte Georg Bernarding, Präsident der Europäischen Akademie des Rheinland-Pfälzischen Sports in Trier, die grenzenlose Zusammenarbeit im Südwesten mit Luxemburgern, Belgiern, Franzosen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz: „Wir sind eigentlich ein Fünfeck.“ Herausragend sei die jährliche Fair-Play-Tour mit Hunderten junger Radsportler, die für das afrikanische Partnerland Ruanda in die Pedalen träten: Mit ihren Spendengeldern werden Schulen in Ruanda gebaut.
Dr. Karen Petry vertritt seit Beginn die Deutsche Sporthochschule Köln, „damals noch als junge Kommilitonin. Es war damals ein Verdienst der Region, die Wissenschaft mit an Bord zu holen.“ Regionale deutsch-niederländische Zusammenarbeit sei genauso wichtig wie transnationale. Wichtig sei auch eine Unterstützung in der Frage, „was wir mit Sport und Begegnung zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen können.“
Ritzo Bloem vertrat das Berufs- und Ausbildungszentrum ROC Twente in Enschede, das zusammen mit dem Graafschap College Doetinchem eng mit dem Berufskolleg-West (BKK) in Bocholt zusammenarbeitet. Ein neuer Studiengang Sport und Bewegung sei in Vorbereitung – „mit weiteren gemeinsamen neuen Projekten und Programmen“.
Das Selbstverständnis des Sports müsse gestärkt werden, meinte Manfred Wothe aus Potsdam: „Wir machen in den Vereinen die Basisarbeit. Aber wir sollten nicht Bittsteller sein.“
Günther Hedderich, Präsident der Familiensportgemeinschaft NRW und damit eads-Mitglied, fühle sich für seinen Verein „als Unternehmer: Wir müssen immer etwas unternehmen.“ Nur so könnten Vereine zukunftsorientiert fortentwickelt werden.
Ehrenpräsident Dr. Johannes Eulering und der vormalige Präsident Franz Josef Probst (hinten). Foto: and
Ehrenpräsident Dr. Johannes Eulering: „In der eads besteht eine zähe Lebenskraft“
Das sei im Laufe eines Vierteljahrhunderts auch der Europäischen Akademie des Sports gelungen, fasste Ehrenpräsident Dr. Johannes Eulering (Münster) zusammen. „Ich stelle fest: In der eads besteht eine zähe Lebenskraft. Gedanken wie damals zur Netzwerkgründung waren virulent und lebensstark. Es fehlte eine geschlossene Stimme des Sports. Doch es wurden neue Wege gefunden und die europäische Zusammenarbeit gestärkt – dafür steht seit ihrer Gründung die Akademie.“
Geehrte mit eads-Vertretern: von links Reinhardt te Uhle (eads), Ap te Winkel, Dr. Karen Petry, Ritzo Bloem, Ludger Triphaus (eads), Ate Brunekreef, Bernd Grothaus, Guido Wevers, Gerald Oude Alink, Gerard Elshof, Hans Lubbers. Foto: and
Verdienstvolle Europäer geehrt
Zum Schluss ehrte die eads neun „verdienstvolle Europäer“ für ihren Einsatz „bei der Planung und Umsetzung von grenzüberschreitenden Begegnungen und Projekten im Sinne eines gemeinsamen europäischen Gedankens“, wie es hieß.
Die eads ehrte:
Dr. Karen Petry, Deutsche Sporthochschule Köln,
Ap te Winkel, Graafschap College Doetinchem,
Bernd Grothaus, Berufskolleg Bocholt-West,
Ritzo Bloem, Ausbildungszentrum ROC Twente,
Guido Wevers und Gerald Oude Alink, Netzwerk für Schulen und Vereine im Grenzraum Twente,
Hans Lubbers, Gelderse Sport Federatie,
Gerard Elshof und Ate Brunekreef, beide KNVB Oost (niederländischer Fußballverband).
Schwerpunkte der eads-Tätigkeiten
Die eads hat sich nach der Flüchtlingswelle 2015 zudem vor allem um die Integration von Neuankömmlingen gekümmert – mit Erfolg. Beispiele für eads-Aufgaben in den vergangenen Jahren:
• „Mit Sportkultur den Wandel in Europa gestalten“: Durch Sport gelingt die Integration von Flüchtlingen.
• Erst pauken, dann kicken: Integration von Flüchtlingen in internationaler Fußballakademie des 1. FC Bocholt.
• Grenzüberschreitender Austausch: Sportstudenten aus Doetinchem in Bocholt.
• Internationales Bocholt: Neue Freunde aus Kolumbien gewonnen.
• Gesundheit an Schulen in Bocholt (D), Aalten und Dinxperlo (NL): Kinder in Bewegung bringen.
• Konferenz in Enschede: Grenzüberschreitendes Netzwerk zur Bildungs- und Gesundheitsförderung gefordert.
• Montferland und Emmerich: Vitale Kommunen grenzüberschreitend.
• Interreg-Projekt „Fit für den Profit“: Kooperation mit den Berufskollegs Bocholt-West und Graafschap College Doetinchem.
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