Ostbelgien – Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens ändert ihren Namen
Eupen. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens (DG) ändert ihren Namen. Sie heißt jetzt Ostbelgien. Das habe mehrere Gründe, teilt Kurt Rathmes mit, Leiter des Sportministeriums der „alten DG“ in Eupen, natürlich auch Imagegründe. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens ist über den Eurosportpool auch Mitglied im Europäischen Netzwerk der Akademien des Sports.
Im Einzelnen führt die DG für die Namenswandlung aus: Der Begriff Deutschsprachige Gemeinschaft ist lang und sperrig. Er enthält keinerlei geografischen Bezug. Das Kürzel „DG“ ruft noch mehr Verwirrung hervor, die von „Dachgeschoss“ bis zu „Dresdener Gas“ reichen. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Außenvermarktung des Standortes. Aber warum ist diese so wichtig?
Wettbewerb um den Wohlstand von morgen
Viele Städte und Gemeinden im ländlichen Raum haben ein Problem: Es fehlt an Investoren und ansiedlungswilligen Unternehmen. Aber auch der Fachkräftemangel spielt aufgrund des demografischen Wandels eine immer größere Rolle.
Wussten Sie beispielsweise, dass in Ostbelgien schon heute jährlich um die 150 Stellen nicht besetzt werden können? Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der 30- bis 40-Jährigen um 31 Prozent geschrumpft, während die Zahl der 45- bis 65-Jährigen um 73 Prozent gestiegen ist. So prognostizieren Experten Ostbelgien ab dem Jahr 2025 einen Fachkräftemangel.
Es geht ums Image
Nur attraktive Standorte ziehen Menschen an und wachsen. Nur die Möglichkeit, Fachkräfte einzustellen, lässt Unternehmen in eine Region investieren. Und nur attraktive Standorte ziehen auch Touristen an.
Einheit und eine gemeinsame Botschaft existieren aufgrund der vielen verschiedenen Marken nicht. Das soll sich ändern.
Das Standortmarketing betrifft also sämtliche Lebensbereiche. Und die Frage nach dem Standort stellt sich vor allem beim Übergang in eine neue Lebensphase:
- Wo mache ich meine Ausbildung?
- Wo will ich arbeiten?
- Wo sollen meine Kinder aufwachsen?
- Wo kann ich mein Unternehmen gründen?
- Wo will ich alt werden?
Ein Standort, der versäumt, sich erfolgreich zu positionieren, riskiert wirtschaftlichen und sozialen Stillstand. Vor diesem Hintergrund ist ein griffiger und eindeutiger Name der erste Schritt zu mehr Wohlstand, Fachwissen und Lebensqualität.
Leitfaden zur gemeinsamen Vermarktung
Bisher wurden die Angebote und Initiativen in Ostbelgien unter verschiedenen Begriffen kommuniziert und vermarktet: Einheit und eine gemeinsame Botschaft existieren aufgrund der vielen verschiedenen Marken nicht. Das soll sich ändern
- Regierung und Ministerium werben für die „DG“.
- Die Tourismusdestination wirbt für „Ostbelgien“.
- Die Marke „Made in Ostbelgien“ wirbt für regionale Produkte.
- Die duale Ausbildung wird als „Made in DG“ vermarktet.
Einheit und eine gemeinsame Botschaft existieren aufgrund der vielen verschiedenen Marken nicht. Das soll sich ändern! Mit der Erkenntnis, dass jeder für sich alleine zu wenig Werbekraft am Markt hat, soll die Dachmarke „Ostbelgien“ die verschiedenen Aktivitäten bündeln.
Offizieller Name bleibt bestehen
Mit der Namensänderung folgen wir den Entwicklungen im restlichen Belgien: Die Region Flandern nennt sich schlicht Vlaanderen und die Französische Gemeinschaft hat sich für Fédération Wallonie-Bruxelles entschieden.
Bei der Bezeichnung Ostbelgien handelt es sich um einen kommunikativen Namen, der künftig zur Außendarstellung und im normalen Sprachgebrauch verwendet wird. Der Name Deutschsprachige Gemeinschaft bleibt jedoch im verfassungsrechtlichen Rahmen bestehen.
Breitensportstudie für Ostbelgien vorgestellt – Fazit: Wohin soll sich der ostbelgische Breitensport entwickeln?
In Eupen stellten die beteiligten Wissenschaftler die vom Ministerium in Auftrag gegebene Studie zum Breitensport vor. Sie liefert zahlreiche Daten und Empfehlungen, wie das Sportangebot in Ostbelgien bedarfsgerecht gestärkt werden kann.
„Wir wollten erfahren, welchen Stellenwert der Sport in Ostbelgien hat. Und wie dieser Stellenwert in der Zukunft gefestigt und weiter entwickelt werden kann“, fasste Professor Lutz Thieme zusammen, der die Untersuchung leitete.
Zahlreiche Gäste, vor allem aus den Sportvereinen Ostbelgiens, hatten sich am 16. März im ostbelgischen Ministerium eingefunden, wo die neue Breitensportentwicklungsstudie vorgestellt wurde. 18 Monate lang hatte ein Team des in Trier ansässigen Instituts für Sportstättenentwicklung (ISE, Trier) wissenschaftlich erforscht,
- wie sich die ostbelgische Sportszene künftig entwickeln wird,
- welche Sportstätten dafür benötigt und gewünscht werden.
Wie sammelten die Wissenschaftler Informationen?
Um an verlässliche Daten zu gelangen, gingen die Wissenschaftlicher verschiedene Wege:
- Zum ersten befragte man die Sportvereine,
- zum zweiten die Bürger,
- zum dritten führte man ausführliche Interviews mit verschiedenen ostbelgischen Experten.
Eine Serie von öffentlichen Sportgesprächen, in denen sich viele Sportinteressierte mit Anregungen und Fragen zu Wort meldeten, trug zusätzlich dazu bei, die für die Zukunft bedeutenden Herausforderungen zu erkennen.
Was kam dabei raus?
Zu den wichtigen Fakten, die das ostbelgische Sportangebot prägen, zählt nicht zuletzt die Entwicklung der Bevölkerung. „Insgesamt wird die Anzahl der Einwohner zunehmen, vor allem in den nördlichen Gemeinden“, erläuterte Sebastian Schneider, der im ISE-Team mitarbeitete. „Dabei werden die Ostbelgier künftig tendenziell älter sein, der Anteil der über 65-Jährigen steigt deutlich an. Diesen Faktor sollte man in den Planungen für künftige Sportstätten unbedingt berücksichtigen.“ Eine andere Ziffer, die dabei eine Rolle spielt: Die Sportvereine haben mit einer durchschnittlich 41 Prozent einen hohen Anteil an jugendlichen Mitgliedern, insgesamt sind es über 8500.
Was empfiehlt das ISE Ostbelgien für seinen zukünftigen Sport?
Auf der Basis der gewonnenen repräsentativen Daten erarbeiteten die Wissenschaftler verschiedene Empfehlungen für die Zukunft. „Wir denken, dass man noch stärker und systematischer über die Sport- und Bewegungsangebote informieren sollte“, bilanzierte Stefan Henn, ebenfalls Mitarbeiter im ISE-Team. „Zudem empfiehlt es sich, die naturnahen Bewegungsmöglichkeiten ausbauen, etwa Radwege und Wanderstrecken. Denn diese Sportangebote sind sehr beliebt und werden es auch bleiben.“
Wichtig für die Zukunft ist auch das ehrenamtliche Engagement im Sport. Die Studie empfiehlt, junge Menschen gestärkt dazu zu motivieren, Verantwortung in den Vereinen zu übernehmen, sei es als Trainer oder Übungsleiter oder auch in den Vorständen.
„Der ostbelgische Sport hat zweifellos das Potenzial, die künftigen Notwendigkeiten zu meistern“
Als sinnvoll erachten die Autoren auch, den Sport noch gezielter mit Bereichen wie Bildung und Gesundheit zu vernetzen – etwa mit Bewegungsangeboten für Jugendeinrichtungen oder durch eine Kooperation mit medizinisch-therapeutischen Einrichtungen. „Insgesamt“, fasste Stefan Henn zusammen, „hat der ostbelgische Sport zweifellos das Potenzial, die künftigen Notwendigkeiten zu meistern.“